Rudolf Steiner und die „wahren, echten Rosenkreuzer“

Eine Anfrage

Anthroposophie ist – eine gewisse Wegstrecke weit auch im Umfeld der Theosophie – erwachsen auf dem Boden einer genuin mitteleuropäischen Geistigkeit, die von dem unbekannten Meister Johannes Taulers über Fichte zum jungen Steiner ­reicht. Der künftige Geisteslehrer hat, daran anknüpfend, neben den Impulsen Schillers und Goethes dann insbesondere auch das Rosenkreuzertum aufgenommen und von diesen Grundlagen her später die moderne christlich-rosenkreuzerische Esoterik entfaltet.

Deren vorrangiges Anliegen ist es, dem heutigen Menschen die Wege zu eröffnen, die ihn zu der Begegnung und Berührung mit Christus führen können, der seit Beginn des neuen Zeitalters im Ätherischen gegenwärtig ist. Eine ganze Welt neuer Wirklichkeiten ist mit dem Erscheinen Christi im Ätherischen verbunden, die schrittweise zu erkennen die ganze Anthroposophie die Mittel bereitstellt. Dieses sind Wirklichkeiten sowohl mikrokosmischer als auch makrokosmischer Natur.

Der inneren Mitte dieser neuen Wirklichkeiten – mit Blick auf den einzelnen Menschen und auf seine terrestrisch-kosmische Umwelt – gehören jene Geheimnisse an, von denen Rudolf Steiner Mitteilung machte, als er 1911 in Basel über die „Ätherisation des Blutes“ sprach. Spirituelles Herzblut der anthroposophischen Bewegung durchpulst diese Darlegungen, die in der innigsten Weise Menschenkunde, Kosmologie und Christo­logie zu einem organischen Höheren verbinden.

Die mikrokosmische, auf den Einzelmenschen bezogene Darstellung der Ätherisation des Blutes, jener vom Herzen zum Haupte aufsteigenden ätherischen Lichtströmungen und ihrer Bedeutung für das seelisch-geistige Leben des Einzelnen war bereits im März 1911 in Prag sowie im August 1911 in München erfolgt. Im Oktober 1911 jedoch fügte Rudolf Steiner in Basel zu der Enträtselung dieser mikrokosmischen Geheimnisse die makrokosmische Dimension hinzu.

Die ganze Tragweite des gemeinten mikrokos­mischen Geschehens, so Rudolf Steiner, könne man nämlich überhaupt erst ermessen, wenn man sich die „entsprechende Erscheinung im Makrokosmos“ vor Augen führe. Diese makrokosmische Erscheinung besteht ja darin, dass seit dem Mysterium von Golgatha, seitdem also das Blut des Chri­stus Jesus auf die Erde floss, auch dieses heiligste Blut eine immer umfassendere Ätherisation erfährt, von woher in unserem neuen Zeitalter die gesamte Erdenatmosphäre mit moralisch-ätherischen Essenzen durchzogen ist, mit denen es in Berührung zu kommen gilt.

Exakt an der Stelle, wo Rudolf Steiner erstmals die Verbindung der mikrokosmischen Geheimnisse der Ätherisation des Blutes mit den makrokosmischen Geheimnissen der Ätherisation des Blutes herstellte, gab er zugleich einen höchst bemerkenswerten Hinweis auf die „wahren, echten Rosenkreuzer“, mit welchen er damals in dieser Frage, auf dem Gebiet des okkulten Forschens, zusammenarbeitete. Er fasste diesen weitreichenden Hinweis in die folgenden Worte:

„Die entsprechende Erscheinung,“, gemeint ist die dem schon vorher bekannten mikrokosmischen Geschehen entsprechende Erscheinung im Makrokosmos, „sie ist heute so zu schildern, wie sie als Ergebnis vorliegt gerade durch die sorgfältigsten okkulten Forschungen der letzten Jahre, unternommen in den geistigen Untersuchungen einzelner der wahren, echten Rosenkreuzer. Dem entsprechend ist dieses Makrokosmische zu schildern gegenüber dem Mikrokosmischen.“ (Das Esoterische Christentum. GA 130, 1.10.1911)

Neben vielen anderen bekannten Stellen, wo Rudolf Steiner über die Eingeweihten des Rosenkreuzes sich äußert, erscheint diese Vortragsstelle von ganz herausragender Bedeutung, weil er hier seine Zusammenarbeit mit ihnen in Begriffen größter zeitlicher Nähe beleuchtet. Die Worte von den „Forschungen der letzten Jahre“ lassen in erster Linie an hiesige zeitliche und somit auch räumliche Verhältnisse denken. Es wäre daher heute von erheblichem Interesse zu erfahren, ob innerhalb der anthroposophischen Bewegung oder in ihrem Umfeld nähere Details über die erwähnten „wahren, echten Rosenkreuzer“ bekannt und mitteilbar sind, auf deren okkulte Forschungsergebnisse Rudolf Steiner 1911 in Basel in einer so bedeutsamen, zutiefst anthroposophischen Frage Bezug nahm.

Wer hierzu nähere Details mitteilen kann, möge den Schreiber dieser Zeilen gern in Kenntnis setzen.

© Oktober 2006

© Nachrichtenblatt ‚Was in der Anthroposophischen Gesellschaft vorgeht“

Schreibe einen Kommentar