Über die 4. Wiederholungstunde

Gabriele Klose

Korff auf seinem Lebensweg
sucht nach einem sichren Steg
aus des Daseins Materiellem
hin ins Reich des Ideellen.

Aus dem Abgrund schaun ihn dann
Denken, Fühlen, Wollen an.
Voller Grausen fällt sein Blick
auf die Tiere – und zurück

drängt es ihn mit aller Macht.
Daran hätt` er nie gedacht,
dass die Sicht auf seine Seele
ihn zerschmettre und zerquäle.

Als der Hüter ihn erblickt,
ist der erst ´mal nicht entzückt.
Packt den Korff fest am Schlafittchen,
wirft ihn – nein! – nicht in ein Kittchen,
setzt ihn an ein Schülerpult
und verordnet ihm Geduld.

„Musst nicht nach dem Ziele rennen,
lerne erst, dich selbst erkennen!
Schau nach unten, Mitte, oben,
musst im Tun dein Selbst erproben!
Such dein Gleichgewicht in allem.“

          „Ach, das wird sehr schwer mir fallen,
          denn wann bin ich im Gleichgewicht?,
          bin nur ein Erkenntniswicht.“

„Sieh auf Sylphen, auf Undinen nieder,
auf des flinken Salamanders Glieder,
sieh auch auf die wurzelklugen Gnomen.
Alle vier im Reich der Elemente wohnen,
von dem du hast auch dein Teil –
erkenn`s, und es wird dir zum Heil!

Sieh hinauf zum weiten Himmel,
die Planeten, welch Gewimmel.
Und dein Geist hat Heimat dort,
wo des Tierkreis` Ruheort.

Die Erkenntnis wird zum Flügel
und von deinem Erdenhügel
spannst du die Flügel mutvoll aus
und fliegst dann fort
zum Heimatort.

Wenn du dich erkennst im Ganzen
als ein Teil im Weltenkreis,
kannst du durch alle Sphären tanzen,
erkennst du dich als Gottbeweis.“

Dieser Beitrag hat 4 Kommentare

  1. Andreas Heertsch

    Palmström liest’s mit Grausen:
    Was sind das für Geistbanausen?
    Machen Witze mit den Stunden.
    fühlt sich unsanft angebunden.

     

    Trifft dann Korffen mit der Frage,
    ob ihm solcherlei behage?
    Korff dagegen wohlgemut:
    Humor tut doch uns allen gut!

     

    Palmström hingegen ist entsetzt
    fühlt sich nun noch mehr verletzt!
    Sowas findet er perfide
    Heiligkeit im Spottesliede!

     

    Korf jedoch, geprüft durch Leid
    mit Blick auf eigne Wenigkeit
    sieht im Lächeln holde Gabe,
    Kraft für’s Stehn am eigen Grabe.

     

    Deshalb wirft er fröhlich ein:
    Bei aller Ernstigkeit: Humor darf sein!

  2. Palmström liest im Anthroblatt,
    was von Korf zu sagen hat.
    Prima, sagt er, das gefällt
    mir und hoffentlich der Welt.
     
    Meistens geht er ja, ein Sohn
    von Widerspruch/Opposition,
    zu Korf in deutliche Distanz,
    meistens ist’s der gleiche Tanz:
     
    Korf sagt hü und Palmström hott.
    dieser „Geist“, und jener „Gott“,
    einer „Brot“, der andre „Tod“,
    und das alles ohne Not.
     
    In einer Sache allerdings
    (der Dichter nennt sie kryptisch „Rings“)
    gibt’s niemals Streit. Da hört der Spaß
    für beide auf. Und was ist das?
     
    Manchmal ein kleines Wörtchen nur!
    Man sieht’s an ihrer Korrektur:
    „Was steht da“, rufen sie, „Humor darf sein?
    Den Rotstift her! Humor darf muss sein!“

  3. Andreas Heertsch

    Korf nach Geisterfahrung reifer
    widerspricht zu grossem Eifer.
    Will auch zum Humor nicht zwingen,
    soll ein Lächeln denn gelingen:
    Lieber Rotstift: Nein
    Humor darf sein!

  4. Palmström, etwas jünger noch an Jahren,
    fühlt sich davon überfahren,
    denn er kommt zu dem Ergebnis:
    Nur ein Trug ist dies Erlebnis.
     
    Wo kein Ernst ist, hat man auch
    keine Spur Humor im Bauch,
    denn mit diesem steht und fällt,
    wie es um den Ernst (!) bestellt!

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